Bildung im Wandel der Zeit

Festrede von Thomas Huber, MdL - Jubiläum "55 Jahre Kolping-Bildungswerk Ostbayern"

03.11.2025 | Die Festrede von Thomas Huber, MdL und Aufsichtsratsvorsitzender des Kolping-Bildungswerkes Bayern und Sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion anlässlich des Jubiläums des Kolping-Bildungswerkes Ostbayern am 7. Oktober 2025 in Regensburg hier zum Download und Nachlesen
Thomas Huber MdL - Festrede in Regensburg anlässlich 55 Jahre Kolping-Bildungswerk Ostbayern

Bildung im Wandel der Zeit – Herausforderungen für die Zukunft für das Kolping-Bildungswerk

 

Kolping- Bildungswerk Bayern e. V.

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Festrede von Thomas Huber, MdL, Aufsichtsratsvorsitzender des Kolping-Bildungswerk Bayern und Sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, anlässlich des Jubiläums

„55 Jahre Kolping-Bildungswerk Ostbayern“ am 7. Oktober 2025 in Regensburg

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorsitzender des Aufsichtsrats des Kolping-Bildungswerk Bayern und zugleich als Abgeordneter im bayerischen Landtag und stellvertretender Vorsitzender des Sozialausschusses im Landtag freue ich mich, dass ich heute einige Gedanken zum mir vorgegebenen Impulsthema „Bildung im Wandel der Zeit – Herausforderungen für die Zukunft für das Kolping-Bildungswerk Ostbayern“ mit Ihnen teilen darf.

 

Schon unser Gründervater und Namensgeber Adolph Kolping sagte: „Die Nöte der Zeit werden uns lehren, was zu tun ist.“ Er war fest davon überzeugt, dass der Weg zu einem guten und freien Leben nur über Bildung gelingen kann.

 

Dieses Erbe führt das Kolping-Bildungswerk Ostbayern bis heute fort; seit über einem halben Jahrhundert begleitet, fördert und bildet es Menschen: In beinahe allen Lebensaltern, in ganz vielfältigen Angeboten und Einrichtungen hat das Kolping-Bildungswerk die „Nöte der Zeit“ im Blick; es entwickelt und macht stets zeitgemäße Angebote für die Menschen, die diese brauchen.

 

Das Kolping-Bildungswerk Ostbayern mit seinen 16 Standorten und rund 600 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dabei Teil des Netzwerks der Kolping-Bildungsunternehmen in ganz Bayern. Landesweit erreichten die Bildungsangebote von Kolping im Jahr 2023 mit 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern knapp 57.000 Teilnehmende – ich finde, das ist eine beeindruckende Zahl.

 

Bildung zur persönlichen, aber auch gesellschaftlichen Entwicklung ist also schon von Anfang an ein zentrales Anliegen der von Adolph Kolping ausgelösten Bewegung. Und unser Verband feiert in diesem Jahr immerhin schon sein 175-jähriges Bestehen. Bildung im Wandel der Zeit bedeutet, dass mit den vielfältigen gesellschaftlichen Umbrüchen und Entwicklungen in den vergangenen 175 Jahren auch die Bildungsangebote einem stetigen Wandel unterlagen.

Aus der nach wie vor lebendigen Tradition der Unterstützung beim Weg in einen Beruf im Handwerk hat sich der Blick von Kolping stets geweitet – beispielsweise auch auf die Herausforderungen von Industrialisierung, Technisierung, Globalisierung und Digitalisierung, um nur einige Stichworte zu nennen. Ich kenne das auch mit meiner Vita als Zimmerersohn.

Heute stehen wir mit der rasanten Entwicklung Künstlicher Intelligenz vor einer neuen, tiefgreifenden Zäsur. KI wird nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern auch die Art und Weise verändern, wie wir lernen, lehren und Wissen weitergeben. Chancen und Risiken liegen dabei eng beieinander: Auf der einen Seite eröffnen KI-gestützte Lernplattformen völlig neue Möglichkeiten für individuelle Förderung und adaptive Lernprozesse.

 

Auf der anderen Seite gilt es, ethische Fragen, Datenschutz und die Gefahr von Abhängigkeiten kritisch zu beleuchten. Kolping kann und sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen – nicht nur in der Nutzung von KI, sondern auch in der kritischen Begleitung dieser Entwicklung. Denn Bildung muss immer den Menschen in seiner Ganzheit stärken und darf nicht allein technokratisch gedacht werden. Doch Bildung im Wandel der Zeit ist noch weit mehr. Es geht nicht nur um neue Technologien, sondern auch um die Frage, wie wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer immer komplexeren Welt sichern können.

Bildung ist schließlich nicht nur Qualifikation für den Arbeitsmarkt, sondern auch Persönlichkeitsbildung. Sie ist die Grundlage für Empathie, Verantwortungsbewusstsein und Solidarität. Gerade in einer Zeit, in der Polarisierung und Individualisierung zunehmen, wird deutlich: Nur wer gelernt hat, sich in andere hineinzuversetzen, wer Werte wie Respekt, Verantwortung und Gerechtigkeit verinnerlicht hat, wird auch bereit sein, sich für das Gemeinwohl einzusetzen.

 

Bei einem der katholischen Kirche verbundenen Verband wie Kolping dürfen aber auch kirchliche Lehrmeinungen, Verlautbarungen und Haltungen, die sich ebenfalls im steten Wandel befinden, nicht aus dem Blick verloren werden.

 

Kolping-Bildung lebt Eigenständigkeit im Rahmen eines klaren christlichen Wertegerüsts. Ähnlich gilt dies für Kolping-Bildung im staatlichen Kontext und öffentlichen Auftrag. Regierungen und Verwaltungen auf allen Ebenen geben vielfältige Leitplanken für die – häufig von ihr finanzierte – Bildung vor.

 

Kolping arbeitet zuverlässig innerhalb dieser Vorgaben – und zugleich stets eigenständig im Rahmen seiner verbandlichen Werthaltungen und Leitbilder. So ist Bildung im Wandel der Zeit eine konstante Herausforderung. Bildung bedeutet nicht nur für Kolping lebenslanges Lernen als Notwendigkeit für jeden Menschen, sozusagen von der Wiege bis zur Bahre. Bildung bei Kolping soll dabei stets auch einen Beitrag zum Abbau von Bildungsungerechtigkeiten leisten.

Lassen Sie mich so anhand einiger ganz praktischer Felder der Bildungsarbeit von Kolping Ostbayern zeigen: Bildung ist mehr.

 

1.Berufliche Bildung ist mehr als Berufsausbildung im dualen oder fachschulischen System – oder an der Hochschule.

 

Viele junge Menschen benötigen Angebote der beruflichen Bildung, um ihren Weg in eine erfolgreiche Ausbildung gehen zu können. Sie brauchen beispielsweise Berufsvorbereitende Maßnahmen, Berufseinstiegsbegleitung, assistierte oder außerbetriebliche Ausbildung.

In all dem ist Kolping hier in Ostbayern stark. Durch gezielte Fördermaßnahmen, durch individuelle Begleitung und durch niedrigschwellige Angebote sorgt das Bildungswerk dafür, dass niemand zurückgelassen wird. Denn Bildungsgerechtigkeit ist keine abstrakte Forderung, sondern gelebte Praxis – jeden Tag, an jedem Standort.

Doch für all das braucht Kolping stabile Rahmenbedingungen, um im Wandel der Zeit bestehen zu können; Rahmenbedingungen, die durch die Geldgeber wie die Bundesagentur für Arbeit, die Arbeitsagenturen und Jobcenter oder die kommunale Jugendhilfe vorgegeben werden.

Nur wenn Anbieter, die im Wettbewerb stehen, verlässliche und mehr als kurzfristige Finanzierungsstrukturen haben, wird es Ihnen gelingen, Fachkräfte, die rar, aber dringend nötig sind, zu gewinnen und zu halten. Und junge Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen.

 

2.Schulische Bildung ist mehr als Wissensvermittlung.

 

Schulische Bildung ist Denken in Zusammenhängen, Erziehung zur Gemeinschafsfähigkeit, soziale Arbeit und Wertevermittlung. Und das zunehmend nicht nur halb- sondern ganztags – und auch in den Ferien. Der Freistaat setzt hier den Rahmen, ob im Unterricht, in der Jugendsozialarbeit an Schulen oder in ganztägigen Angeboten. Er finanziert diesen zu einem guten Teil.

Für die Umsetzung vor Ort braucht er aber starke Partner wie Kolping, die als Bildungs- und Jugendhilfeträger mit ihren Werten, ihren Fachkräften und ihrer Infrastruktur für verlässliche und bedarfsorientierte Angebote für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern in der Stadt und auf dem Land sorgen. Ich setze mich selbstverständlich auch in Zukunft gerne für eine gegenseitig verlässliche Partnerschaft zwischen Staat und Trägern wie Kolping ein.

 

3.Erwachsenenbildung ist mehr als ein Nice-to-have.

 

Die Bildung von Erwachsenen ermöglicht es vielen Menschen, sich beruflich zu entwickeln und weiterzuqualifizieren oder, wenn nötig, zu verändern. In ihrer Persönlichkeit gestärkt zu werden. Mit neuen und digitalen Medien kompetent umzugehen. Oder das Gemeinwesen aktiv mitzugestalten.

Die Anforderung, lebenslang zu lernen, wird in der Erwachsenenbildung besonders deutlich. Der Freistaat Bayern hat daher nicht ohne Grund einen besonderen Schwerpunkt in der Förderung der Erwachsenenbildung gelegt. Als Abgeordneter bitte ich Sie: Sagen Sie uns weiterhin und gerade auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, was es stets aktuell an Unterstützung braucht, um zeitgemäße Bildungsangebote machen zu können.

 

4.Politische Bildung beziehungsweise Demokratiebildung ist mehr als ein Lückenfüller.

 

Der Wandel der Zeit ist gerade im Bereich der Entwicklungen im (partei)politischen und weltpolitischen Raum besonders dramatisch und herausfordernd. Gerade in Zeiten von Fake News, Verschwörungserzählungen und politischem Extremismus kommt es darauf an, dass Menschen lernen, kritisch zu denken, Informationen zu prüfen und sich eine eigene, reflektierte Meinung zu bilden. Kolping kann hier durch politische Bildungsangebote und durch gelebte Partizipation in den Einrichtungen einen unverzichtbaren Beitrag leisten. Denn Demokratie braucht Demokratinnen und Demokraten – und diese wachsen nicht von selbst, sondern müssen gebildet werden.

 

Wir sind uns sicherlich einig: Werte- und Demokratiebildung ist eine der zentralen Bildungsaufgaben unserer Zeit.

 

Wenn die Kolping-Bildungswerke diese Aufgabe in ihren Angeboten aktiv angehen, indem sie jungen Menschen Mitsprache und Partizipation ermöglichen, indem sie tagesaktuell aufklären, Medien der politischen Bildung zur Verfügung stellen und Räume zur haltungsstarken Diskussion anbieten, leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung unseres demokratischen Gemeinwesens. Bildung geschieht auch in diesem Feld viel durch Vorbilder – da sind auch wir in der Politik gefordert.

 

5.Digitale Bildung und künstliche Intelligenz sind mehr als eine theoretische Herausforderung.

 

Sie verkörpern den Wandel der Zeit und die damit verbundenen Herausforderungen so rasant wie vielleicht kein anderes Feld der Bildung. Ich bin froh, dass Kolping hier sehr viel zur Fort- und Weiterbildung seiner eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch seiner Teilnehmenden – beiträgt.

Beim landesweiten Bildungskongress von Kolping in Bayern vor drei Monaten zum brandaktuellen Thema der Künstlichen Intelligenz war Kolping Ostbayern führend mit dabei. Danke, dass Sie hier zu den Vorreitern gehören. Ich möchte Sie ermutigen, diesem Bereich auch in Zukunft so viel Aufmerksamkeit wie möglich und nötig zu schenken. Und bringen Sie sich gerne zusammen mit mir mit ihrer digitalen Expertise auch in die notwendigen politischen Debatten in diesem Feld ein.

Wenn wir über Reglementierung und Leitplanken, aber auch die notwendige Finanzierung digitaler Infrastrukturen diskutieren, benötigen wir in der Politik die starke Stimme auch von Kolping.

 

6.Bildung von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte ist mehr!

 

Mehr als Spracherwerb, mehr als lästige Notwendigkeit. Sie ist gelebte Integration, sie trägt zum gegenseitigen Abbau von Vorurteilen bei, sie ermöglicht politische Teilhabe und sie stärkt gegenseitiges Verständnis und friedliches Zusammenleben.

Auch die Migrationspolitik unterliegt dem Wandel der Zeit. Allein dazu ließe sich hier aktuell und grundsätzlich viel sagen. Doch so viel soll genügen. Kolping wird auch in Zukunft ein profilierter Partner und Anbieter im Feld der lebenslangen Bildung bleiben – für Menschen ohne Migrationsgeschichte, für all diejenigen mit Migrationsgeschichte und insbesondere für Menschen mit Bildungsbenachteiligungen oder in bildungsfernen Situationen.

Für alle diese Menschen ist Kolping in der schulischen, beruflichen und Erwachsenenbildung, in der politischen und der digitalen Bildung ein Bildungsermöglicher. Als genau diesen schätze ich Ihre Arbeit sehr; auch deshalb engagiere ich mich selber gerne im Kolping-Bildungswerk.

 

Ich möchte zum Abschluss nochmal einen Appell formulieren: Lassen Sie uns Bildung nie nur als Kostenfaktor betrachten, sondern immer als Investition in unsere Zukunft. Jeder Euro, den wir in die Bildung eines Kindes, eines Jugendlichen oder eines Erwachsenen investieren, zahlt sich vielfach zurück – in Form von stabilen Biografien, von gesellschaftlichem Zusammenhalt, von Innovationskraft und von einer lebendigen Demokratie. Kolping ist dabei nicht nur ein Dienstleister, sondern ein Partner, der mit Haltung, Leidenschaft und einem klaren Wertefundament diese Investition möglich macht.

 

Vergelt’s Gott für alles.

 

Die Nöte der Zeit werden uns auch in Zukunft lehren, was zu tun ist: In diesem Sinne Adolph Kolpings werde ich mich als Kolping-Mitglied und als Politiker auch zukünftig für passende, nachhaltige Rahmenbedingungen für Ihre Arbeit einsetzen. Das kann ich aber nicht allein! Dazu brauche ich euch!

 

Ich hoffe, wir bleiben darüber im guten Austausch. Nicht zuletzt an einem Festabend wie diesem – und nicht zuletzt mit Ihnen, liebe Christine Jäger, als prägendem Mitglied in unserem Aufsichtsrat auf Landesebene.

 

Herzlichen Glückwunsch, beste Wünsche und alles Gute für die Zukunft, eine schöne Jubiläumsfeier und Gottes Segen.

 

TREU KOLPING!